Verlustangst verstehen und überwinden (4-Schritte-Anleitung)

Mann sitz enttäuscht auf dem Boden, guckt nach unten und greift sich frustriert in die Haare
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In familiären, partnerschaftlichen oder freundschaftlichen Beziehungen ist die Vorstellung, geliebte Menschen zu verlieren, für niemanden angenehm. Doch gibt es Menschen, die unter ausgeprägter Verlustangst leiden. Fragst du dich auch, ob dich dieses Gefühl betrifft?

Was ist Verlustangst?

Die schmerzhafte Emotion der Verlustangst wird evolutionär als sinnvoll betrachtet, da ohne soziale Bindungen das Überleben der Menschheit nicht möglich wäre. Ein gewisses Maß an Verlustangst ist daher biologisch gesehen normal, vor allem wenn uns diese Menschen nahe stehen. Allerdings kann sie so intensiv werden, dass sie unser Denken und Handeln beherrscht – dies wird als pathologische Verlustangst bezeichnet. Sie stellt eine ernsthafte Bedrohung für Partnerschaften und Freundschaften dar und wird von einem hohen Leidensdruck begleitet. Hier erfährst du Ursachen sowie Symptome der Verlustangst und lernst Möglichkeiten kennen, um dich dieser Herausforderung zu stellen.

Woher kommt Verlustangst?

Es gibt verschiedene Ursachen für eine Verlustangst, welche oft auf Kindheitserfahrungen zurückzuführen sind. Zurückweisung und der Verlust bzw. Tod  einer nahestehenden Person können zu tief verwurzelter Angst führen. Auch die Trennung der Eltern können eine Rolle spielen. Selbst Übervorsichtige oder ängstliche Eltern können das Risiko für dieses Problem im Erwachsenenalter erhöhen.

Neben Kindheitserfahrungen können auch aktuelle Beziehungsdynamiken Verlustangst auslösen. Partner, die ihre Gefühle nicht ausreichend zeigen, können Unsicherheit schüren. Unausgesprochene Unzufriedenheit in einer Beziehung oder die Schwierigkeit, sich von einem Partner zu trennen, können ebenfalls Verlustängste verstärken. Erfahrungen wie Betrug oder Verlassen werden, sowie der schmerzhafte Verlust von nahestehenden Personen, können ebenfalls zu anhaltender Verlustangst führen.

Die Verlust- und Versagensangst stark mit dem Selbstwertgefühl verbunden sind. Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“, oder „das werde ich niemals schaffen“ können auf frühe Erfahrungen zurückgehen und zur Entstehung von Verlustangst führen.

Symptome der Verlustangst

Ein Junge, wecher alleine auf einer Bank unter einem Baum sitzt und in die Ferne schaut.
  • Pessimismus: Die Furcht vor etwas schlimmen in jeder Situation zeigt sich, besonders wenn der Partner sich eine längere Zeit nicht meldet, was schnell Gedanken an Unfälle oder Verlassen werden hervorruft.
  • Anhänglichkeit: Menschen mit Verlustangst versuchen, viel Zeit mit ihrem Partner, Freunden oder der Familie zu verbringen, was die Beziehungen gefährden kann, da kaum Freiraum gelassen wird.
  • Misstrauen: Ständige Überwachung und das Bedürfnis, jeden Schritt des Partners zu kennen, resultieren aus Verlustangst und können zu starkem Kontrollverhalten führen.
  • Geringes Selbstbewusstsein: Betroffene fühlen sich minderwertig und zweifeln daran, von anderen als Freund oder Partner geschätzt zu werden.
  • Eifersucht: Die Furcht vor Untreue weitet sich sogar auf normale Freundschaften aus und äußert sich in Eifersucht, was eine Ausdrucksform der Verlustangst ist.
  • Drang nach Bestätigung: Der ständige Bedarf an Liebesbeweisen von der Partnerin oder dem Partner entsteht, um Zweifel an der Beziehung aufgrund von Verlustangst zu vermeiden.
  • Überreaktionen: Bei Meinungsverschiedenheiten besteht die Befürchtung, dass der Partner die Beziehung beenden möchte, was zu übertriebenen Reaktionen führen kann.

Welche Auswirkungen kann Verlustangst haben?

Verlustangst kann sich in verschiedenen Lebensbereichen negativ auswirken. In Beziehungen zeigt sie sich oft durch übermäßiges Klammern, Kontrollverhalten und Eifersucht, was zu Konflikten führen kann. Soziale Isolation kann die Folge sein, ebenso wie Selbstwertprobleme und geringes Selbstwertgefühl.

Die körperlichen Auswirkungen von Verlustangst reichen von psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen und Magenproblemen bis hin zu Schlafstörungen. Die emotionale Belastung erhöht das Risiko für Depressionen und Angststörungen. Beruflich kann die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden, während auch die körperliche Gesundheit unter chronischem Stress leiden kann.

Was tun bei Verlustangst? (4-Schritte-Anleitung)

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1. Identifikation von Auslösern

Finde heraus, warum Verlustangst in bestimmten Situationen auftritt. Notiere detaillierte Informationen, beispielsweise nach einem Streit oder bei Gedanken an Krankheit oder Trennung. Die Suche nach Ursachen ist entscheidend.

2. Stärkung des Selbstwertgefühls

Überprüfe, wie du dich selbst wahrnimmst. Arbeite aktiv an deinem Selbstwert und Selbstbild, wenn du das Gefühl hast, wertlos oder ungeliebt zu sein. Jeder Mensch ist einzigartig, unabhängig von äußeren Erfolgen.

3. Erlernen von Entspannungstechniken

Verlustangst geht oft mit körperlichen Symptomen einher, insbesondere Stress. Entdecke Meditation und Entspannungsübungen, um Stress abzubauen. Diese Methoden können die körperlichen Auswirkungen der Verlustangst mildern.

4. Offene Kommunikation über Verlustangst

Teile deine Ängste offen, da Menschen in deinem Umfeld möglicherweise nicht vollständig verstehen, was du durchlebst. Verhindere, dass Freundschaften oder Partnerschaften aufgrund von Missverständnissen zerbrechen, indem du deine Sorgen und Nöte kommunizierst.

Wie geht man mit der Angst anderer um?

Zwei Sitzende Personen. Die Eine Person hält fürsorglich die Hand der anderen. Sie kümmert sich um die Verlustangst der anderen Person.

Der Umgang mit der Angst anderer erfordert Einfühlungsvermögen, Kommunikation und Unterstützung. Hier sind einige Tipps:

1. Zeige Verständnis:

Versuche, die Gefühle der Person zu verstehen, ohne sie zu beurteilen. Verlustangst kann tiefgreifende Emotionen auslösen, und es ist wichtig, einfühlsam darauf zu reagieren.

2. Aktives Zuhören

Höre aufmerksam zu, wenn die Person über ihre Ängste spricht. Zeige durch nonverbale Signale wie Nicken oder Blickkontakt, dass du ihre Gefühle ernst nimmst. Vermeide es, ihre Ängste zu bagatellisieren.

3. Kommunikation fördern

Ermutige die Person dazu, offen über ihre Ängste zu sprechen. Frage nach, wenn du den Eindruck hast, dass sie darüber reden möchten. Eine offene Kommunikation kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden.

4. Grenzen respektieren

Achte darauf, die persönlichen Grenzen der Person zu respektieren. Dränge sie nicht dazu, mehr zu teilen, als sie bequem ist. Gib ihr die Kontrolle über den Dialog.

5. Sei geduldig

Veränderungen im Umgang mit Verlustangst benötigen Zeit. Sei geduldig und unterstützend, während die Person an ihrer Bewältigung arbeitet.

6. Fördere Selbsthilfemaßnahmen

Ermutige die Person, an Selbsthilfemaßnahmen zu arbeiten, wie zum Beispiel Meditationstechniken, Achtsamkeit oder den Aufbau eines starken sozialen Netzwerks.

7. Biete deine Hilfe an

Zeige, dass du da bist und Unterstützung anbietest, wenn die Person Hilfe benötigt. Manchmal ist einfach die Gewissheit, dass jemand für sie da ist, beruhigend.

8. Informiere dich

Versuche, mehr über Verlustangst und ihre Auswirkungen zu erfahren. Je besser du verstehst, desto einfühlsamer kannst du reagieren

Es ist wichtig zu beachten, dass der Umgang mit Verlustangst individuell ist, und nicht jeder wird die gleiche Art von Unterstützung benötigen. Flexibilität und Sensibilität sind entscheidend.

Fazit

Zusammenfassend zeigt sich, dass Verlustangst eine komplexe emotionale Herausforderung ist, die von verschiedenen Ursachen, wie Kindheitserfahrungen und aktuellen Beziehungsdynamiken, beeinflusst wird. Die Vielfalt der Symptome reicht von pessimistischem Denken bis zu Anhänglichkeit und Misstrauen. Die Auswirkungen auf das Wohlbefinden können vielschichtig sein, und die Bewältigung erfordert individuelle Ansätze, die Selbstreflexion, Stärkung des Selbstwertgefühls und offene Kommunikation einschließen.

Es muss viel Wert auf die Sensibilität und Flexibilität im Umgang mit Verlustangst gelegt werden, sei es bei der persönlichen Bewältigung oder beim unterstützenden Umgang mit den Ängsten anderer. Professionelle Hilfe, Selbsthilfemaßnahmen und ein partnerschaftlicher Dialog spielen dabei eine entscheidende Rolle.

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Isa Ulubaev

Leitender Coach, Berater, Autor & Speaker

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Isa Ulubaev

Leitender Coach, Berater, Autor & Speaker

Isa Ulubaev ist Gründer und Geschäftsführer von Master Your Mind, er konnte bisher hunderten Männern in Folge einer Zusammenarbeit zur emotionalen Unabhängigkeit verhelfen und hat über 750.000 Follower auf Social Media Kanälen.